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Nachlese Pressegespräch (Teil 2)

Am 31. Mai hatte ich die Gelegenheit, zum ersten Mal der Oberhessischen Presse Rede und Antwort zu stehen. Hier ist nun die Fortsetzung meines ersten ausführlichen Berichts. Um das Ganze möglichst lesefreundlich zu halten, habe ich auch hier einzelne Passagen vom Wortlaut leicht abgeändert (aber sinngemäß gleich gelassen) und etwas gekürzt.

OP: Heute kann man ja jede Tätigkeit der Stadt für das Schwimmbad kostenmäßig genau erfassen. Wenn das z.B. nur das Rasenmähen oder das Heckeschneiden durch den Bauhof betrachtet, dann sind ein paar Tausend Euro weg.

FW: Ja und das ist z.B. der Punkt. Wenn man allein dafür schon engagierte Bürger finden würde, wäre das schon ein großer Schritt nach vorne.

OP: Da brauchen Sie aber auch entsprechende Maschinen, die man auch bedienen können muss. Dafür ist das Gelände doch einfach zu groß. Das müssen Profis machen.

FW: Nur mal rein hypothetisch: Was spräche denn dagegen, daraus eine Veranstaltung zu machen, zu der die freiwilligen Helfer ihre eigenen Rasenmäher mitbringen (natürlich mit Benzin betrieben)? Man könnte einen gemeinsamen Tag sinnvoll miteinander verbringen und anschließend gemeinsam grillen. Man kann im Grunde alles Mögliche in eine gemeinsame Veranstaltung packen. Ob sich das dann tatsächlich realisieren lässt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich auch noch nicht sagen. Wenn man aber nach Rauschenberg schaut, dann sieht man, dass es dort auch funktioniert hat. Herr Barth [von der Rauschenberger Freibadinitiative] berichtete mir z.B., dass zwar am Anfang nur eine Handvoll Menschen erschienen sind aber mit der Zeit wurden es mehr, denn die Menschen haben Spaß daran und sehen den Sinn [in den Hilfseinsätzen].

OP: Das stimmt.

FW: So was muss sich eben entwickeln. Dass wir dort von Anfang an nicht mit einem Sturm der Begeisterung und Hilfbereitschaft rechnen brauchen, ist mir klar. Irgendwo muss man aber einen Anfang setzten und wo es engagierte Bürger gibt, da gibt es mit Sicherheit auch einen Weg [diese Hilfsbereitschaft in die Tat umzusetzen]. Mein Ziel ist es eben zu diese Hilfsbereitschaft anzuregen. – Auch wenn man nur eine halbe Stunde dabei hilft eine Wand zu streichen, ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Ich hatte ja bereits erwähnt, welche Dimensionen an Arbeitsstunden bei einer guten Beteiligung jährlich zusammenkommen könnten. Natürlich bleibt darüber hinaus noch die Möglichkeit erhalten, dass Menschen mit wenig Zeit das Projekt alternativ durch Geldspenden unterstützen, wodurch dann eben Material oder Fachkräfte zum Teil mitfinanziert werden könnte. So etwas würde dann natürlich am besten über einen Förderverein oder eine Stiftung funktionieren, die das Bad bezuschussen. Ich persönlich bin mit dem Thema Vereinsgründung nicht so gut vertraut. Das war aber auch überhaupt nicht mein Anspruch für den Anfang. Mir geht es darum das bürgerschaftliche Engagement – sagen wir mal – zu reaktivieren, denn meines Wissens nach, gab es so etwas in den 70er und 80er Jahren noch deutlich häufiger. Meiner Meinung nach hat man sich damals eher als Gemeinschaft verstanden, als das heutzutage der Fall ist und man ging damals gemeinsam Probleme an und hat zu deren Lösung beigetragen. Das ist, finde ich, in den letzten Jahrzehnten etwas verloren gegangen.

OP: Es ist in der Stadt weitaus schwieriger, als auf dem Land. In den Stadtteilen ist es heute ja so, wenn sie dort eine öffentliche Grünfläche gepflegt haben wollen, dann müssen die Bürger selbst zum Rasenmäher greifen, während das in der Kernstadt auch noch vom Bauhof gemacht wird. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum die alte Koalition auf den Dörfern die Wahlen verloren hat. Viele sichtbare Investitionen sind ja außerdem nur in die Kernstadt geflossen und die SPD konnte wohl auch dadurch mit ihrem Wahlkampf punkten.

FW: Wo Sie das Thema Politik gerade anschneiden. Man ist ja mittlerweile soweit, dass die Fragebögen einer Bürgerbefragung zu den zukünftigen Vorstellungen für das Freibad an der Uni Gießen ausgewertet werden können. Auch das ist eine Sache, über die ich in Zukunft, wenn die Ergebnisse da sind, gerne berichten würde. Ich verstehe mich da auch als kleines Sprachrohr und Bindeglied zwischen Bürgerschaft und Lokalpolitik [in Bezug auf das Freibad]. Dadurch möchte ich einerseits darüber informieren, wo die Stadt selbst steht und andererseits eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bürgern in Fall Schwimmbad fördern. Statt immer nur den Kontakt mir der Stadt zu suchen, wenn etwas im Argen liegt, möchte ich den Kontakt suchen, um etwas zu bewegen und auszuloten, in wieweit die Stadt dabei hinter uns steht und uns unterstützt. Mir ist es wichtiger einen positiven Dialog zu schaffen, anstatt gegenseitige Fronten zu etablieren. Sollte eine Maßnahme, die die Bürger durchführen wollen nicht von der Stadt gewollt sein, dann muss auch transparent kommuniziert werden, warum. Nicht dass dann Missverständnisse entstehen, die zu Missmut gegenüber der Stadt führen könnten.

[…]Derzeit scheint ja ganz oben auf der Liste der Stadt ein Sonnensegel für das Planschbecken zu stehen.

OP: Das hat ja in Rauschenberg im letzten Jahr der Kultur- und Verschönerungsverein gestiftet.

FW: Das ist eine relativ kleine Maßnahme aber ich beschreibe mal, wie es sein könnte, wenn die Initiative schon weiter wäre. Auch dort könnte man vielleicht lokale Firmen bei der Realisierung mit ins Boot holen.

OP: Dürfen Sie nicht. Alles, was im öffentlichen Raum steht, muss zertifiziert und z.T. nach EU-Recht genormt sein. Man darf da, auch wenn es bitter ist, die Bürokratie nicht unterschätzen. Dadurch wird auch oft so manche Initiative abgewürgt, weil manche Dinge einfach nicht erlaubt sind.

FW: Was spräche aber dagegen solche Arbeiten, durch Stiftungs- und Spendengelder zu finanzieren. Es ist ja nicht so, dass ein Betrieb, der sich z.B. mit dem Balkonbau beschäftigt [bei dem die Statik ein wichtiger Aspekt ist], nicht in der Lage sein könnte auch Pfosten für ein Sonnensegel zu setzen.

OP: Die Stadt wird dann natürlich auch jemanden durch eine Ausschreibung beauftragen, der das kann und entsprechende Nachweise zur Berechtigung der Durchführung hat. Das ist den Bürgern oft gar nicht zu vermitteln, was dafür nötig ist, welche Hemmnisse dort im Wege stehen und warum das dann auch so teuer wird. Ich war noch ganz jung im Beruf, da wurde in Wehrda ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut. Das hatte das Volumen von einem etwas größeren Einfamilienhaus. Das Ganze bestand aus einer Fahrzeughalle, einem Umkleideraum, einer kleinen Teeküche und einem kleinen Büro für den Wehrführer – hat aber damals 850.000 DM gekostet. Ein vergleichbares Privathaus hätte nicht die Hälfte gekostet. Im öffentlichen Raum gibt es aber ganz andere Anforderungen und dann wird das eben so teuer.

FW: Mit den Detailfragen der finanziellen und personellen Machbarkeit habe ich mich natürlich bisher noch nicht beschäftigen können. Ich denke man muss aber erst einmal das Feuer entfachen, um aufzuzeigen, was man tolles [aus der Freibadanlage] erschaffen könnte. Wie heißt es: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

OP: Es gibt ja den Willen bei allen Parteien im Stadtparlament, das Bad zu erhalten. Nach meinem Empfinden ist das Bad ja eigentlich wunderschön und es lebt ja von dem parkartigen Charakter mit altem Baumbestand, von der offenen Weite und man hat Rückzugsbereiche, die dafür sorgen, dass man sich nicht mitten ins Getümmel legen muss. Im Grunde ist es schon in gewisser Weise ein schöner Landschaftspark.

FW: Ich persönlich finde das auch. Aber trotz alledem plane ich in diesem Jahr – erst mal für mich persönlich – eine kleine Bädertour in der Region. Einfach, um bewusst, mit der Thematik im Hinterkopf zu sehen, wie es in anderen Bädern aussieht und dies mit Kirchhain zu vergleichen.

Was mich bereits im Vorfeld gewundert hat, ist, dass es keine Internetpräsenz für das Freibad gibt. Dadurch konnte man nicht einmal im Vorfeld erfahren, ab wann Saisonbeginn ist.

OP: Die Rauschenberger haben ja jetzt für das Freibad eine Facebook-Seite, auf der sie tagesaktuell Öffnungszeiten oder Aktionen veröffentlichen.

FW: Ähnliches kann man heutzutage auch relativ schnell und einfach mit kostenlosen Website-Editoren erstellen, es braucht aber eben Menschen, die sich darum kümmern. Darin liegt das Problem, denn die Leute muss man auch erst einmal finden.

OP: Das wäre z.B. ein sinnvoller Ansatz, so etwas ehrenamtlich zu vergeben.

Was man in Rauschenberg außerdem gemacht hat: Die Jungendlichen hatten zwei Wünsche. Erstens, sie wollten einen eigenen Platz haben und haben sich ihre eigene Terrasse bauen dürfen – und zweitens hat die Stadt ihnen den Wunsch nach einem kostenlosen WLAN-Netz erfüllt.

FW: Ja, das sind so viele kleine Dinge, wo man ansetzen kann, wenn man erst einmal genug Mitstreiter und Mitdenker mit ins Boot geholt hat.

Um das zu erreichen, käme ich nun auch zum zweiten Schritt: Sobald die Vision vollständig steht, eine Petition ins Leben zu rufen. Das soll nicht, wie sonst bei ähnlichen Petitionen üblich, dem Zweck dienen, das Freibad vor der Schließung zu retten (der politische Wille scheint ja dafür vorhanden zu sein) oder sich über einen anderen Missstand bei der Politik zu beschweren. Vielmehr soll die Petition dazu dienen, erstens das Freibad in das öffentliche Bewusstsein zu bringen, zweitens dadurch neue Mitstreiter zu finden, die sich für das Freibad engagieren möchten und drittens durch diese Unterschriftenaktion eine gewisse Verbindlichkeit zu schaffen. Man sagt also der Stadt: „Wir haben eine Vision, so sieht sie aus und wir, die Bürger Kirchhains bezeugen durch unsere Unterschrift, dass wir uns hinter diese Vision stellen und uns (zum Teil) dafür durch eigenes Engagement in Zukunft einsetzen möchten.“ Ich möchte dadurch erreichen, dass im günstigsten Fall die Stadt bekundet, das gleiche Ziel zu verfolgen und sich damit öffentlich für die nächsten Jahre hinter die Initiative stellt.

Ich bin mir nicht sicher, ob man im Stadtparlament tatsächlich für den Erhalt des Freibads an diesem Standort ist. Herr Hausmann hatte beim Rundgang angemerkt, dass man die Kosten nicht aus dem Auge verlieren dürfe. Was passiert, wenn ein Neubau günstiger wäre, als eine Freibadsanierung? Es gibt laut seiner Aussage auch viele Gründe die für ein Innen-Außen-Kombinationsbad am Hallenbad sprächen: Schwimmbadtechnik, die nur einmal vorhanden sein und gewartet werden muss, gemeinsame Heizung durch die Fernwärme aus Stausebach, usw.

OP: Man wird aber nicht ansatzweise so ein großes Außenareal, wie hier, auch dort schaffen können.

FW: Genau. Deswegen wäre es mir ein Anliegen, der Politik ein allgemeines Meinungsbild durch die Petition aufzuzeigen [– in der Hoffnung, die Kirchhainer teilen mehrheitlich meine Ansichten]. Angenommenen die Petition ist erfolgreich und sammelt tausende von Unterschriften, dadurch könnte man dem Stadtparlament aufzeigen, wie groß der Rückhalt in der Bevölkerung ist und wie viele Menschen bereit wären, sich an der Realisierung der Vision zu beteiligen.

Wenn man diesen Punkt erreichen würde – also einerseits die positive Bekundung der Bürgerschaft und andererseits die klare Aussage der Stadt, das gemeinsame Ziel mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen zu wollen, dann wäre schon mal der Weg für alle weiteren Maßnahmen geebnet. – Also z.B. zur Gründung eines Fördervereins oder anderer Organe, die neue Mitglieder und Helfer anwerben, sich mit der Bäderstiftung und der Stadt vernetzen und dazu beitragen, diese Vision eines Tages in die Realität umzusetzen.

OP: Naja, bei der Stiftung gibt es ja nichts zu vernetzen, da gibt es ja allenfalls was zu holen und die Gelder werden ja durch den Stiftungsbeirat vergeben. […] Wenn man es jetzt mal realistisch betrachtet, wäre ja schon viel gewonnen, wenn man hier die ganze unterirdische Infrastruktur mal erneuern würde. Dafür müsste das Bad wohl für mindestens ein Jahr geschlossen werden.

FW: Ja, davon gehe ich auch aus.

OP: Das wäre ein Ausgangspunkt. Davon hätte man schon mal viel gewonnen.

FW: Ja, und wenn dieser Punkt kommt, dass die Stadt verkünden muss, dass die Technik, die zum Betrieb des Schwimmbads notwendig ist, erneuert werden muss, da sie nicht mehr funktioniert, dass das Becken, erneuert werden muss, da es nicht mehr dicht ist…

OP: … dann könnte man das Becken auch gleich umgestalten.

FW: Genau. Wenn man dann nämlich das Konzept in die Hand nehmen kann, dann kann man sich daran auch orientieren. Man könnte das Beckenvolumen verkleinern, indem man [wie im Konzept gezeigt] zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich eine Trennung einfügt oder man könnte das Sprungbecken erweitern, damit dort wieder zwei Bretter [und evtl. auch eine Kletterwand] betrieben werden können, denn das ist ja aktuell nicht der Fall. Das sind alles so Gedanken, die jetzt in die Vision hineinfließen und dann greifen würden, wenn man an den entsprechenden Stellen sowieso bauliche Veränderungen vornehmen muss. Man kann also in Blick auf die Zukunft an einzelnen Abschnitten so arbeiten, dass man diese dann nicht erneut aufwändig umbauen müsste, wenn viel später eine neue Attraktion aufgebaut würde.

Das Konzept wirft oft Fragen nach der Finanzierbarkeit auf. Darum geht es mir aber noch gar nicht. Es geht mir darum, Einzelideen [als Teil eines Gesamtkonzepts] parat zu haben, wenn man sie braucht und realisieren kann. Wenn man also so weit wäre, dass man eine neue Attraktion für Kinder schaffen möchte und auch finanzieren kann, wie z.B. eine Matsch-Anlage, von der man im Vorfeld genau weiß, wo sie entstehen soll, dann könnte bereits ein Wasseranschluss vorhanden sein, da dieser schon bei Erdarbeiten [vielleicht Jahre vorher] mit berücksichtigt wurde. Warum nicht einen zusätzlichen Anschluss setzten, wenn man schon dabei ist, sämtliche Leitungen zu sanieren?

Es geht also darum das Konzept /die Vision als eine Zusammenfassung vieler kleiner Projekte zu betrachten, die nach und nach realisiert werden können [und nicht als einmalige, gewaltige Freibadmodernisierung].

 

Damit beende ich nun den zweiten Teil meiner Interviewnachlese. Den dritten – und voraussichtlich letzten Teil dieser Serie veröffentliche ich dann zu einem späteren Zeitpunkt.

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